• Zweithäufigste Laubbaumart im österreichischen Ertragswald

  • Hohe Standorttoleranz und enormes Anpassungspotential
  • Zu den wertvollsten Hölzern europäischer Edellaubbaumarten zählend

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Die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) ist eine in Europa heimische, weit verbreitete Baumart deren Areal sich von Schottland und Norwegen im Norden bis auf die Pyrenäenhalbinsel (Galizien, Spanien) und nach Italien im Süden erstreckt, sowie von Irland im Westen bis in den Iran im Osten reicht.

Laut Österreichischer Waldinventur (Erhebung 2007-2009) ist die Gemeine Esche nach der Rotbuche die zweithäufigste heimische Laubbaumart betrachtet man ihren auf die Stammzahl bezogenen Anteil von 3,1% im österreichischen Ertragswald. Bezogen auf den Vorrat (2,1%) reiht sich die Gemeine Esche hinter Rotbuche und Eiche an die dritte Stelle. In den kommenden Jahren ist jedoch mit einem deutlichen Rückgang des Eschenanteils aufgrund des Eschentriebsterbens zu rechnen.

Die Esche findet sich als Haupt- und Mischbaumart von kollinen bis submontanen Lagen einerseits auf frischen bis feuchten, tiefgründigen und nährstoffreichen Böden entlang von Gewässern (Bach-Eschenwald, feuchte Eschen-Hartholzau, bodenfeuchte Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder), ist aufgrund ihres Wurzelsystems aber auch auf trockenen, flachgründigen und weniger wuchskräftigen Standorten (Kalkverwitterungsböden, Bergahorn-Eschenwald) anzutreffen.[6,7]

Diese breite physiologische Amplitude zeigt das enorme Anpassungspotential und die hohe Standorttoleranz dieser Baumart. Der Schwerpunkt der Verbreitung in Österreich befindet sich im nördlichen Alpenvorland zwischen 300 und 900 m Seehöhe.

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Das ringporige, harte und schwere Holz zählt zu den wertvollsten Hölzern europäischer Edellaubbaumarten. Mit einer besonders hohen Zugfestigkeit sowie guter Biegefestigkeit und Schlagzähigkeit eignet es sich hervorragend für Werkzeugstiele, Sport- und Turngeräte und die Verwendung in der Wagnerei und Tischlerei (Achsen, Deichsel, Möbelfurniere).[8]

Die Einmischung und Bestandsbegründung mit standortsgerechten Laubhölzern ist eine unverzichtbare Maßnahme zur Erhöhung der Stabilität der Bestände und zur Sicherung der wirtschaftlichen Grundlage der Forstbetriebe. Die Baumart Esche ist auf tiefgründigen, frischen Standorten eine der wichtigsten Mischbaumarten und wertholzfähig. Ein Ausfall dieser anspruchsvollen Baumart der Laubmischwälder würde zu einer nachhaltigen Veränderung des Ökosystem Wald führen, denkt man nur an „Eschenzwangsstandorte“, an schützenswerte Waldgesellschaften (Steilhänge, Schluchten, Bachrinnen) und an die mit der Esche vergesellschafteten Arten.

So ist die Esche oder jene auf die Baumart angewiesenen Rote-Listen Arten auch für Natura 2000-Gebiete nominiert. Als Beispiel sei der in Österreich sehr seltene Eschen-Scheckenfalter oder Kleiner Maivogel (Euphydryas maturna) der in den FFH- und LIFE-Projekt-Gebieten Nationalpark Kalkalpen und  Untersberg-Vorland nachgewiesen ist, zu nennen. Sein Vorkommen in lichten und feuchten Wäldern ist an die Esche gebunden, da deren Blätter als einzige Nahrungsquelle für die Jungraupen dienen.

Diverse Lebensraumtypen, in denen die Baumart Esche vorkommt, wie Schlucht- und Hangmischwälder sowie Auenwälder, sind bereits in ihrer Baumartenmischung aufgrund anderer Ursachen als (stark) gefährdet oder besonders schützenswert eingestuft (FFH Richtlinien, Rote Liste Österreich,…) und unterstreichen damit die Bedeutung dieser Erhaltungsinitiative.

Außerdem würde ein Ausfall der Esche als Mischungselement das wildökologisch wichtige Nahrungsangebot (Verbiss, Laub in Äserhöhe, Falllaub im Herbst) reduzieren und die Möglichkeiten forstlich die Wildschadensanfälligkeit der Bestände zu beeinflussen einschränken. Verbiss- und Schäldruck von Reh- und Rotwild wird sich bei Fehlen der Baumart Esche auf andere Baumarten konzentrieren.


[6] Mayer, H. (1992). Waldbau auf soziologisch-ökologischer Grundlage. 4., überarbeitete Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Deutschland.
[7] Roloff, A., Pietzarka, U. (2010). Fraxinus excelsior Linne, 1753. In: Roloff, A., Weisgerber, H., Lang, U., Stimm, B. (Hrsg.), Bäume Mitteleuropas. Von Aspe bis Zirbel-Kiefer. Mit den Portraits aller Bäume des Jahres von 1989 bis 2010. Wiley-VCH Verlag, Weinheim, Deutschland, S. 159–173.
[8] Schütt, P., Weisgerber, H., Lang, U. M., Roloff, A., Stimm, B. (2006) Enzyklopädie der Holzgewächse – Handbuch und Atlas der Dendrologie. ecomed Medizin, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Landsberg am Lech.

Fotos: Kirisits, EUFORGEN