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Auftreten und rasend schnelle Ausbreitung einer oft tödlichen neuartigen Pilzkrankheit in Europa
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Eschentriebsterben-Erreger verursacht ein schwerwiegendes, ökologisches und ökonomisches Problem für die Forst- und Holzwirtschaft und den Naturschutz
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Flächiger Ausfall jüngerer Altersklassen gefährdet die nachhaltige Waldwirtschaft mit der Baumart Esche
Seit rund 20 Jahren befindet sich das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus), welches vermutlich aus Nordost-Asien eingeschleppt wurde, in Europa auf dem Vormarsch. Von Polen (1992) und Litauen (1996) ausgehend, breitete sich die Krankheit nahezu über das gesamte Verbreitungsareal der Gemeinen Esche aus und stellt ein schwerwiegendes ökologisches und ökonomisches Problem dar. Im Jahr 2005 wurde der pilzliche Krankheitserreger des Eschentriebsterbens zum ersten Mal in Österreich nachgewiesen und kommt mittlerweile flächendeckend im gesamten Bundesgebiet vor.[1] Die Krankheit schädigt befallene Bäume massiv und führt nach anfänglichen Zuwachsverlusten schließlich zum Absterben der Esche. Während wirtschaftliche Einbußen durch Zuwachsverluste an Altbäumen noch verkraftbar wären, ist der flächige Ausfall über alle Altersklassen hinweg ein großes Problem und gefährdet eine nachhaltige Waldwirtschaft mit Esche und die Art als solches.
Eine Infektion erfolgt hauptsächlich über generativ gebildete Sporen, die sich in becherförmigen Fruchtkörpern im Sommer an den vorjährig abgefallenen Blattspindeln der Eschenstreu entwickeln. Mittels Wind verbreitet, besiedeln die Sporen das Eschenlaub, wo der Erreger von den Blättern ausgehend in den Bast und ins Holz eindringt.
Zahlreiche Symptome an verschiedenen Baumorganen zeigen einen Befall durch den Erreger an: Zurücksterben von Trieben, Zweigen und Ästen in der Krone, Welke und vorzeitiger Blattabfall, zungenförmige nekrotische Läsionen an der Rinde und Holzverfärbungen am Stammfuß.[2-5] Letztlich führt der Befall zum Absterben ganzer Äste, Kronenteile und des gesamten Baumes. Insbesondere sind Jungpflanzen gefährdet. Neben abgestorbenen Trieben und Zweigen zeigt sich eine büschelige Restbelaubung sowie eine starke Bildung von Wasserreisern und Ersatztrieben (Details siehe Symptome Eschentriebsterben).
[1] Halmschlager, E., Kirisits, T. (2008) First report of the ash dieback pathogen Chalara fraxinea on Fraxinus excelsior in Austria. Plant Pathology 57: 1177.
[2] Husson, C., Grandjean, J. P., Caël, O., Nageleisen, L. M., Marçais, B. (2012): Occurrence of Hymenoscyphus pseudoalbidus on infected ash logs. Plant Pathology 61: 889–895.
[3] Kräutler, K., Kirisits, T. (2012): The ash dieback pathogen Hymenoscyphus pseudo-albidus is associated with leaf symptoms on ash species (Fraxinus spp.). Journal of Agricultural Extension and Rural Development 4(9): 261–265.
[4] Gross, A., Holdenrieder, O., Pautasso, M., Queloz V., Sieber, T. N. (2014): Hymenoscyphus pseudoalbidus, the causal agent of European ash dieback. Molecular Plant Pathology 15: 5–21.
[5] Kirisits, T., Freinschlag, C. (2014): Eschentriebsterben: Wissensstand und Praxisempfehlungen. Kärntner Forstverein Information 73/Jänner 2014: 18–20.
Fotos: Kirisits, EUFORGEN